Im Gespräch mit Führungspersonen unterschiedlichster Unternehmungen wird mir immer wieder berichtet, dass viele Entscheidungen im Alltag spontan und oft unter Zeitdruck «zwischen Tür und Angel» getroffen werden. Auf den ersten Blick erscheint diese Methode sehr effizient, da man sich Zeiten für Sitzungen spart.
Auf den zweiten Blick ist zu bedenken, dass in einem solchen Setting sehr wenig Kommunikation zwischen Führungspersonen oder zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden stattfindet. Solche ad-hoc-Entscheide eignen sich höchstens für einfache Fragen oder in Krisensituationen. Wichtige Grundsatzfragen, das Erkennen von Befindlichkeiten, Möglichkeiten zur Personalentwicklung, konstruktiv-kritische Einwände vom Team und die Kommunikation zur wirkungsvollen Umsetzung der Beschlüsse erhalten zu wenig Bedeutung. Dadurch werden viele Personal- und Unternehmensentwicklungs-Chancen vergeben. Oder es gibt unterschwellige «Gärprozesse», die sich negativ auf die Zusammenarbeit, die Leistung und die Identifikation mit der Unternehmung auswirken.
Legen Sie deshalb bewusst Führungsgefässe fest, die genügend Raum geben, Themen zu besprechen bevor sie zu Dringlichkeiten und Krisen führen. Sachverhalte und Fragestellungen können dabei mit der erforderlichen Sorgfalt behandelt werden. Mit Weitsicht herangereifte Entscheidungen halten zukünftigen Herausforderungen besser Stand und sind auf die langfristige Zukunft gerichtet.
Führungsgefässe sind Besprechungen, die bei den Teilnehmenden im Kalender reserviert sind. Oft gibt es eine Liste von Standard-Themen, die angesprochen werden (falls dazu etwas vorliegt) und die Pendenzen werden behandelt. Besprechungen müssen nicht immer lange dauern und müssen auch nicht zwingend im Sitzen in geschlossenen Räumen mit Kaffee und Gipfeli durchgeführt werden.
Ein Kunde hat mit seinen Mechanikern ein Werkstatt-Briefing eingerichtet, dass zweimal pro Woche stehend während 15-30 Minuten durchgeführt wird. Dadurch hat sich das Arbeitsklima deutlich verbessert. Andere Kunden machen ebenfalls stehend kurze GL-Briefings am Morgen und schaffen damit Klarheit in den Dringlichkeiten und Prioritäten des Tages.
Ein zentrales Führungsgefäss ist das periodisch und gut vorbereitete Gespräch zwischen Mitarbeitenden mit ihren jeweiligen Führungspersonen. Nutzen Sie diese Chancen zur Prägung der Unternehmens-Kultur, zur Vermittlung von Vision, zur Förderung, Entwicklung und zur Stärkung der Identifikation mit Ihrer Unternehmung! Das kann auch einmal bei einem Mittagessen in einem Restaurant stattfinden, das die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter selbst auswählen konnte.
Als Hilfe finden Sie als Download ein Dokument zur Abbildung der Führungsgefässe mit ein paar Beispielen.
Weitere wichtige Themen und Hilfen für eine erfolgreiche Kommunikation in ihrem Unternehmen lernen Sie in unserer Führungsschulung vom 7. März 2023 im Modul “Führung: Kommunikation, die ankommt” kennen.
Jürgen Gerber, Trainer und Berater, vitaperspektiv ag